Alles total normal

Es ist ein schöner Morgen. Ich gehe durch unsere Wohnung und denke: Großartig. Unsere Wohnung ist groß und hoch und offen. Anita hat schöne Blumen gekauft und arrangiert sie immer so, dass sie zu meiner Kunst passen. Meine Kunstobjekte stehen und hängen hier überall. 
Wir frühstücken mit Toast, Käse, Wurst und Eiern, trinken einen heißen Kaffee und setzen uns auf den Balkon. Es ist herrliches Wetter. Später will ich noch mit der Vespa in den Hafen fahren. 
Nach dem Frühstück gehe ich ins Bad und suche etwas im Schrank. 
Alles da, was man braucht. Eigentlich schon `ne ganze Menge Zeugs, was man da so findet.
Medikamente, Shampoo, Seife, Schminkzeugs, Klopapier etc. Und wenn was fehlt, kauft man es mal eben. Kein Problem.

Ich gehe noch einmal durch die ganze Wohnung und schaue mich um. Es ist alles da, was man so braucht – oder auch nicht braucht. 
Ich fange an, etwas intensiver über „alles da“ nachzudenken und erschrecke regelrecht. Was ist denn eigentlich für uns „alles da“ und „total normal“.?
Was ist denn, wenn nur eine Sache von dem „total normal“ fehlt. 
Nehmen wir mal die „normalste“ Sache aus der Normalität heraus. 

Klopapier. Von heute auf morgen gibt`s kein Klopapier mehr. Was dann? Dann ist nichts mehr normal. Und zwar gar nichts mehr. Kein Klopapier und wir sind aufgeschmissen, wissen nicht, was wir machen sollen. Wir gehen von heute auf morgen zurück in die Steinzeit. Und wir haben es ja schon erlebt. Man erinnere sich nur an den Anfang der Pandemie…
Klopapier avanciert plötzlich zu einem absoluten Luxusartikel. Naja, im Moment ist ja anscheinend noch genug Papier da, welches zu Klopapier verarbeitet werden kann. Aber haben wir das in Zukunft auch noch?
Wenn schon Klopapier Luxus ist, was ist dann mit allen anderen Dingen, die man so hat?
Gas, Speiseöl, Mineralöl, Lebensmittel, Medikamente – und, und, und…

Alles, und wirklich alles, kann von heute auf morgen zu Luxus werden, oder fehlen. Vielfach ist es ja auf der Welt schon so.
Wir brauchen uns nur umzuschauen und sehen Beispiele ohnegleichen.
Armut, Elend, Hungersnöte, Klimawandel, Vermüllung, Dürre, Krankheiten – alles nebenan, wir müssen nur hinschauen.

Wir Menschen wären ja durchaus in der Lage, Lösungen zu finden, etwas zu ändern. Stünden da nicht die Geldgier, der Neid, die Asozialität und die Idiotie vernünftigem Denk- und Umsetzungsprozess entgegen, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt. 
Die Menschen sind zwar in der Lage zu lernen, aber nicht in der Lage, aus Gelerntem rechtzeitig vor dem großen Knall eine echte Lehre zu ziehen und Probleme in bessere Bahnen zu lenken.

Und wo knallt es gerade nicht? Und bekommen wir das noch hin?

Ich jedenfalls fahre jetzt mit der Vespa in den Hafen und freue mich auf mein Fischbrötchen…

Alles total normal? 

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