Ich war Golf spielen
Ich war Golf spielen.
30.Juli 2016
Ist ja nicht so ungewöhnlich für mich.
Aber dieses Mal war es doch etwas anders.
Ich saß mit Anita am Abschlag. Wir warteten noch, dass der Flight vor uns mit vier Koreanern startete.
Da kam noch ein Nachzügler, ebenfalls ein Koreaner, und fragte, ob er noch schnell vor uns starten dürfe. Aber wir warteten ja schon eine Weile und sagten, dass er doch mit uns spielen könne. Wäre doch viel besser, als alleine auf die Runde zu gehen. Und man könne doch ein bisschen Spaß miteinander haben. Seinem Gesicht sah man an, dass er darüber wohl hocherfreut war.
Wir starteten die Runde und jeder von uns war natürlich bemüht, sein bestes Golf zu zeigen.
Und es kam ziemlich schnell eine Unterhaltung zustande. Er fand es ganz toll, dass wir ihn mit auf die Runde genommen hatten. Aber er wunderte sich und fand es seltsam.
Häh? Wieso seltsam, frage ich ihn?
Er: Nun ja, in den heutigen Zeiten wird man plötzlich anders angeschaut, wenn man eine etwas dunklere Hautfarbe hat. Die Deutschen verändern sich, und das ganze Leben wird anders. Alle fühlen sich seltsam, seit die vielen Flüchtlinge hierher kommen und mit ihnen jetzt plötzlich auch der Terror nach Deutschland gekommen ist.
Er lebt schon seit 40 Jahren in Deutschland, hat hier gearbeitet, in die Rente und die Sozialversicherung eingezahlt. Er war hier gesund, er war hier krank. Er hat hier Glück gehabt, und er hat hier Pech gehabt – und er lebt hier gern. Und er will auch hier bleiben. Und er liebt Hamburg und das Klima und die frische Luft.
Er will nicht wieder nach Korea, weil Deutschland seine Heimat geworden ist. Er fühlt sich hier wohl, weil die Deutschen ihn immer akzeptiert haben und er niemals schlecht behandelt wurde. Die Deutschen, die er kennengelernt hat, sind freundlich zu ihm und er zu ihnen. Warum auch nicht.
Wir haben über Politik, die Türkei und Herrn Erdogan diskutiert und wir haben uns über die USA und Herrn Trump und Frau Clinton unterhalten. Und wir haben uns über die Religionen und noch alles Mögliche andere unterhalten.
Wir haben beide die Freiheit genossen Golf zu spielen, uns über alles unterhalten zu können, offen zu sein, den anderen einfach sein zu lassen wie er ist und wie gut es ist, demokratisch und liberal leben zu dürfen. Es ist die Gnade einer ganzen Generation. 70 Jahre kein Krieg und Freiheit. Großartig.
Daran sollten wir alle arbeiten. Lasst jeden sein, wie er ist. Jeder Mensch ist positiv und negativ. Lasst uns eine freie Kultur sein. Lasst uns zusammen lachen, fröhlich sein und Spaß haben. Lasst uns zusammen arbeiten und schwitzen. Lasst jedem seinen Glauben.
Versucht nicht, jemanden einzuschränken. Versucht, nicht jemandem Euren Glauben aufzuzwingen. Freiheit…
Der wichtigste Glaube ist der Glaube an Freiheit. Und dieser Glaube sollte uns lenken.
Eure Hautfarbe ist mir übrigens völlig wurscht. Ich habe schließlich auch `ne Million Sommersprossen und freue mich, wenn ich im Sommer braun werde…
Ach so, wir haben trotz angeregter Unterhaltung übrigens recht gutes Golf gespielt. Vielleicht aber auch gerade wegen der angeregten Unterhaltung. Wir hatten ein schönes Spiel und haben uns gemeinsam über die guten Schläge des anderen gefreut.