Frisch geduscht

Vor 30 Jahren

Beinbruch frisch operiert. Ich liege im Krankenhausbett und mir geht‘s so la la. 
Die Tür fliegt auf und es schaut ein Typ rein und brüllt „Wer ist der Schierenbeck?“ Ohje denke ich, was geht jetzt ab und sage kleinlaut „ich“. 
„Nee“ brüllt er „das kann nicht sein, der Schierenbeck hat jetzt Physio und will gesund werden. Aufstehen, duschen, anziehen und in zehn Minuten komme ich wieder. Mach hinne.!“ 
Nach zehnsekündiger Schockstarre stehe ich auf, hechte unter die Dusche und ziehe mich an. Puhhh, das war knapp. 
Der Therapeut kommt grad wieder rein und grinst mich an. Wir machen die Übungen lachen uns schlapp über alles mögliche und danach fragt er wie es mir geht. Ich fühle mich großartig. 

Fazit 1: Ein guter Physiotherapeut ist Gold wert.

Fazit 2: ich werde ab jetzt immer, wenn ich krank bin aufstehen, duschen, mich anziehen und danach überprüfen wie es mir geht.

20 Jahre später

Zuerst ein leichtes Kribbeln im Oberschenkel mit kleinen roten Pünktchen und leichte Schlappheit. Daraus wurde nach ein paar Tagen eine wirklich umwerfende Gürtelrose. 
Das war das erste Mal seit 20 Jahren, dass ich bei einer Krankheit nicht mehr aufstehen, duschen und mich anziehen konnte.
Das hat mich damals schwerstens geärgert.

Fazit 3: ich werde fast immer, wenn ich krank bin aufstehen, duschen, mich anziehen und danach überprüfen wie es mir geht.

Jetzt 

Schüttelfrost, Appetitlosigkeit, Schweißausbrüche. Mir geht`s bescheiden und ich ziehe mir ein paar Paracetamol rein.
Na ja, `ne fette Erkältung halt. Oder doch mal `n Coronatest machen? Man möchte es ja wissen. Der erste Strich auf dem Teststreifen läuft hoch und der zweite folgt dem ersten ziemlich flott. 
Toll, 4 x geimpft und schon einmal genesen (mit leichtem Verlauf). Und jetzt, wo alles eigentlich vorbei ist muss ich mir diesen Mist einfangen?
Der Schädel platzt, die Haut schmerzt, der ganze Körper ist im Aufruhr. Nachts wechsle ich viermal die Wäsche, weil ich so unglaublich schwitze und friere gleichzeitig. Morgens bin ich völlig fertig. 

Aber: ich stehe auf, dusche, ziehe mich an und überprüfe dann, wie es mir geht. 

Fazit 4: ich will möglichst immer, wenn ich krank bin aufstehen, duschen, mich anziehen und danach überprüfen wie es mir geht.

Fazit 5: Frisch geduscht und angezogen ist eine Krankheit erheblich besser zu ertragen als im Bett liegend.

Dem Physiotherapeuten von damals bin ich heute immer noch dankbar für diesen kleinen aber feinen Arschtritt.

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